Nobelpreise für Psychologie (Physiologie, Medizin)

Nobelpreise für Psychologie

Nur um das gleich am Anfang klar zu stellen: es gibt keinen Nobelpreis speziell für Psychologie!

Allerdings wurden viele Nobelpreise für psychologische Themen vergeben bzw. arbeiten Nobelpreisträger auch im Bereich der Psychologie.

Die Liste zeigt Nobelpreisträger, welche entscheidende Fortschritte im Bereich der Psychologie gemacht haben und für dieses Thema einen Nobelpreis erhalten haben.



1904 - Iwan Petrowitsch Pawlow

Iwan Petrowitsch Pawlow (Quelle: Wikipedia) * September 1849 in Rjasan; † 27. Februar 1936 in Leningrad

Iwan Pawlow erhielt 1904 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für seine Arbeiten über die Verdauungsdrüsen.

Pawlow forschte über die Verdauungsdrüsen von Hunden. Bei diesen Studien stellte Pawlow fest, dass die Speichelsekretion eines Hundes nicht erst mit dem Fressvorgang beginnt, sondern bereits beim Anblick der Nahrung.

Auch andere Reize, zum Beispiel ein Klingelton, können die Sekretion von Speichel und anderen Verdauungssäften auslösen, wenn er regelmäßig der Fütterung vorausgeht.

Dieses Geschehen erklärte Pawlow durch das mehrmalige Zusammentreffen des Reizes mit der anschließenden Futtergabe. Irgendwann reicht dann der vorher neutrale Reiz aus, um die Speichelsekretion auszulösen.

Pawlow nannte dies einen konditionierten Reflex.

Damit entdeckte er das Prinzip der Klassischen Konditionierung. Dabei unterschied er zwischen unkonditionierten (natürlich) und konditionierten (gelernten) Reflexen.

Pawlow erforschte auch die Gesetzmäßigkeiten von Hemmungs- und Erregungsprozessen im Nervensystem. Er entdeckte, wie Störungen im Nervensystem entstehen und konnte so bei Hunden experimentell Neurosen erzeugen und wieder heilen.

Daraus zog er Schlüsse zur Erklärung des Mechanismus einer Reihe psychischer Erkrankungen und ihrer Heilung.


1906 - Camillo Golgi und Santiago Ramón y Cajal

Camillo Golgi: * 7. Juli 1843 in Corteno Golgi, Italien; † 21. Januar 1926 in Pavia
Santiago Ramón y Cajal: * 1. Mai 1852 in Petilla de Aragón, Navarra, Spanien; † 17. Oktober 1934 in Madrid

Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin wurde den beiden Forschern als „Anerkennung für ihre Arbeit an der Struktur des Nervensystems“ zugesprochen.


1936 - Henry Hallett Dale and Otto Loewi



1963 - Allan L. Hodgkin und Andrew F. Huxley


Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin wurde den beiden Forschern 1963 für ihre Forschungen über nervöse Impulse in Nervenzellen.


1973 - Konrad Lorenz

* 7. November 1903 in Wien; † 27. Februar 1989 in Wien

Konrad Lorenz bekam den Nobelpreis 1973 gemeinsam mit Karl von Frisch und Nikolaas Tinbergen.

Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin wurde „für ihre Entdeckungen betreffend den Aufbau und die Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern“ zugesprochen.

Konrad Zacharias Lorenz war ein österreichischer Zoologe und einer der Hauptvertreter der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie).

Er selbst nannte sein Forschungsgebiet bis 1949 „Tierpsychologie“.


1979 - Godfrey Hounsfields und Allan Cormack



Computertomografie


2003 - Peter Agre und Roderick MacKinnon

* 30. Januar 1949, Northfield, Minnesota (USA) | * 19. Februar 1956, Burlington, Massachusetts (USA)

Der Nobelpreis für Chemie 2003 ging an die beiden Wissenschafter für Entdeckungen rund um Kanäle in Zellmembranen.

Links:
Nobelpreis Chemie 2003


2007 - Mario R. Capecchi, Oliver Smithies, Martin J. Evans

Mario R. Capecchi: * 6. Oktober 1937 in Verona, Italien

Mario Renato Capecchi ist ein amerikanischer Genetiker italienischer Herkunft.

Im Jahr 2007 erhielt er den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zusammen mit Martin Evans und Oliver Smithies für die Forschung an der Knockout-Maus.

Er promovierte 1967 in Biophysik unter James D. Watson, dem Entdecker der Struktur der DNS.

Bei einer Knockout-Maus werden durch Genmanipulation einige Gene der Maus deaktiviert. Diese Mäuse eignen sich damit zur Untersuchung von biologischen Mechanismen und werden auch für die Erforschung von menschlichen Erkrankungen eingesetzt.

Seine Lebensgeschichte, Link unten "Making of a Scientist", ist absolut lesenswert!

Links:
Nobel Prize in Physiology or Medicine 2007
The Making of a Scientist II


2014 - May-Britt Moser, Edvard Moser

* 4. Januar 1963 in Fosnavåg (Norwegen) | * 27. April 1962 in Ålesund (Norwegen)

Das Ehepaar May-Britt Moser und Edvar Moser erhielten zusammen mit John O'Keefe den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin im Jahr 2014.

Die beiden norwegischen Neurowissenschaftler identifizierten im Jahr 2005 eine bestimmte Art von Nervenzellen, die so genannten "Gitterzellen" (grid cells) im Rattengehirn. Diese Nervenzellen liegen im entorhinalen Kortex, einer mit dem Hippocampus verbundenen Region des Gehirns.

Die Gitterzellen bilden eine Art Koordinatensystem für die Orientierung. Die beiden Wissenschaftler konnten zeigen, wie die Gitterzellen im Zusammenspiel mit den Ortszellen (John O'Keefe) die Positionierung im Raum und das Navigieren ermöglichen.

Links:
Wikipedia: May-Britt Moser
Wikipedia: Edvard Moser
Mapping Your Every Move


2014 - John O’Keefe

* 18. November 1939 in New York City (USA)

John Michael O’Keefe ist ein britisch-US-amerikanischer Neurowissenschaftler und hat zusammen mit dem Ehepaar May-Britt Moser und Edvar Moser den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin im Jahr 2014 erhalten.

O’Keefe untersuchte die neuronale Basis der räumlichen Orientierung und des räumlichen Gedächtnisses. Er zeigte auf, wie Ortsinformationen im Hippocampus gespeichert und verarbeitet werden.

Er fand spezielle Neuronen, die "Ortszellen" (place cells), welche für bestimmte Ortsinformationen zuständig sind.

Links:
Wikipedia: John O'Keefe
John O'Keefe, Lynn Nadel: The Hippocampus as a cognitive map. Oxford University Press, 1978








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Fri, 19. Apr 2024 | 16